Nach satten zweiundzwanzig schweren Stunden, in denen ich es zumindest versucht habe, jeden Schatz zu bergen (85/109… meh, die letzten Kapiteln haben einen zusehr gepusht) bin ich mit Naughty Dogs grandiosen Batzen Spielesoftware durch und was soll ich sagen: Es war echt grandios.A Thief’s End hat eine echt gute Mess
latteplanke für kommende Spiele dieser Art gelegt. Das fängt beim Detailgrad / der generellen Grafik an und hört bei der Art, Geschichten zu erzählen auf. Naughty Dogs einfach mal laufen lassen Prämisse hat sich echt bewährt. Statt einfach von Setpiece zu Setpiece zu hecheln und sich am routinierten Uncharted-Abriss zu erfreuen, gab man einem genug Zeit mit den Charakteren und hat ein ruhiges Kapiteln nach dem anderem rausgehauen, die gelegentlich durch einstürzende Brücken und Häuser und ungewohnt wenige Schusswechsel (der Schleich-Mechanik sei Dank) aufgelockert, zuweilen sogar regelrecht „gestört“ wurden. Im Positiven.
Das sympathische Uncharted-Trio (Nate, Elena, Sully), erweitert durch Sam zum Quartett, ist in naher Zukunft wohl schwer zu toppen, was fluffig und dynamische präsentierte Beziehungskisten untereinander angeht. Klar, Teil 4 zehrte sicherlich auch von den drei (von Amy Hennig top geschriebenen) Vorgängern und hat eine charmante Referenz nach der anderen abgefeuert, sowohl verbal, als auch im Leveldesign. Dennoch hat das TLoU-Team noch einmal ordentlich Substanz reingebuttert, dass ich mir schwerlich vorstellen kann, dass ein potentielles – nicht von Nauhgty Dog stammendes – fünftes Uncharted-Spiel ähnlich detailverliebt daherkommen könnte. Das Spiel macht die Serie echt schön rund, und lädt einen durch diverse Erwähnungen im Spiel und speziell durch den tollen Epilog quasi dazu ein noch mal alles von Beginn an, mit dem goldenen Mann zu beginnen.
In der Hinsicht bin ich jetzt auch einfach mal auf den Story-DLC gespannt. Es wurden ja schon reichlich potentielle Reviere markiert: der offensichtliche Malaysia-Job, ein möglicher Blick zurück in Cassandra Morgans umtriebige Archäologen-Jahre, mit einer jungen, strengen Evelyn oder eines der unzähligen Cassie Drake Abenteuer, eventuell mit einem gealterten Papa im Schlepptau.
Wo wir gerade bei Evelyn und der oben erwähnten Detailverliebtheit sind: Ich mag Spiele, in den die Umgebung eine Geschichte erzählt. Dead Space, The Last of Us und eben Uncharted z.B.. Dank neuem Tagebuchfeature und reichlich Sammelbarem in der Hinsicht, war es nun endlich mal möglich, tiefer in die vergangen Zeit einzutauchen. Ich mochte schon die letzten, geschriebenen Worte und die zugehörigen Fundorte in Pittsbourgh und Umgebung aus dem Quasi-Vorgänger The Last of Us. Mit dem gewohnten Tagebuch konnte man jetzt aber endlich mal das ganze Abenteuer archivieren und festhalten. Eben wie es sich für Abenteurer und Archäologen gehört, insbesondere wenn man denn schon wieder mal leer ausgeht… naja, zumindest fast ^^. Kleine Minigeschichten, zu Burns oder Evelyns Verlust von Mann und Kind durch ihre Besessenheit haben echt was her gemacht und das Abenteuer schön aufgewertet. Eben wie die alles übergreifende Suche nach Averys Schatz an sich und wie sich die einzelnen Figuren darin verhalten haben.
Positiv hervorheben möchte ich auch noch mal, wie ausgewogen das Verhältnis von Adventure zu Action in diesem Action-Adventure endlich mal war. Man könnte fast von einem wunderbaren Gleichgewicht reden. Auf richtig atmosphärische Kletter- und Spaziertouren, in denen reichlich über die Schatzsuche ansich, als auch über Quatsch und persönlich wichtiges (Nate/Elena) geredet wurde, gab es variable angehbarer Schleich/Schooter-Passagen (diesmal auch ab und an schön vertikal), Muss-Chaos-Level (die Welt, die hinter Nate zusammenbricht) als auch gelegentliche Rätsel (zwar recht wenige, aber immerhin wie in Teil 3 schön organisch inkl. Schnippzel-Rätsel im Tagebuch ^^). Kapitel 11 ist dafür ein wunderbares Beispiel. Da ist es fast schon ein wenig ärgerlich, dass man einen Teil des Abschnitts schon auf PK-Wegen kennengelernt hat. Merke… Weniger Gameplay vorab gucken, wenn einen ein Spiel so oder so interessiert. ^^
Weiterhin gefällt mir immer noch, dass das Spiel trotz klarer Formel emotional zu packen weiß. Ich weiß nicht, wie oft ich wegen Nate und Co. gerade gegen Ende mitgefiebert hab. Trotz der Tatsache, dass der sowohl Flugzeugabstürze als auch sinkende Kreuzfahrtschiffe überlebt hat ging ich trotzdem immer wieder davon aus, dass Nate, Elena und/oder ganz speziell Sam am Ende nicht lebend aus der ganzen (Schatz)Kiste rauskommen. Wenn Neil Druckmann schon am Ruder sitzt hab ich fast schon den einen oder anderen Toten erwartet, gerade bei dem Titel und dem deutlichen Stellwert des Teils für die Franchise generell, nämlich das eigentliche Ende von Nates Geschichte. Hat sich zum Glück aber nicht bewahrtet. Und war insofern auch Uncharted-typisch. Dennoch: Neben Elena in Teil 2 und Cutter/Sully in Teil 3 ging ich diesmal von mindestens einem Toten bei den letzten Vier aus. Gerade als es auf das Ende zuging… Ich hab sogar noch mal im Epilog kurz gestutzt, als ich die Waschbecken überprüft hab (Details :A) und keine offensichtliche Männerseite ausmachen konnte. Hab da aber wohl einfach Cassies Monolog etwas überhört. ^^. Naja, es ist auf jedenfall so, wie es jetzt ist einfach Perfekt. Und ein deutlicher Fingerzeig gegen kommende Studios, dass sie kein Schindluder mit dem Teil mehr treiben können und potentielle Abenteuer in gewisser Weise anders zu laufen haben. Ein zweites Tomb Raider mit Cassie will ich aber ehrlich gesagt nicht, dann doch lieber ein gänzlich neues Forscher-Team mit anderem oder meinentwegem ähnlichem Ansatz. Hauptsache, man kann wieder irgendwas aufbauen, was über Jahre so ähnlich fesseln kann, wie die Uncharted-Reihe seit knapp 10 Jahren.Vor 2019 wird es aber sicherlich nichts, dass es irgendwie weitergeht, wäre aber echt wünschenswert. Naughty Dog hat wieder eine echt tolle
BlauBraunpause abgeliefert. Und neben dem schwermütigen TLoU2 wäre ein lockeres Abenteuer-Ding ala Uncharted in ein paar Jahren echt wieder etwas feines.
Aber bevor ich hier zuviel feier, zuviel schreibe und zu wenig mecker. Bei aller Liebe zum variantenreichen Gameplay, das man sich beim Gegnerdesign mal so gar nicht kreativ ausgetobt hat, kann man ja wohl mal hervorheben. Klar, die Zombies, Mutanten-Nepalesen und via Drogen erträumten Supermenschen mochte außer mir wahrscheinlich keiner, aber irgendwie hätte ich mich doch noch über das ein oder andere neue Kanonenfutter-Gesicht gefreut. Auch wenn das Team Rafe/Nadine samt Shoreling-Schergen sicherlich gewohnt gut geschrieben war. Dafür gaben Level generell und der Greifhaken im speziellen eine neue Herausforderung. Gerade gegen Ende gab es doch einige Passagen, die man so gar nicht gewohnt war von der Uncharted-Reihe.
Auch meine Befürchtungen bzgl. Abwechslungsreiche Setpieces haben sich zum Glück – bei weitem – nicht bewahrheitet. Auch wenn ungefähr die Hälfte des Spiels auf der Schatzinsel und Umgebung gespielt haben (immerhin Kapitel 12 bis 22) war es doch abwechslungsreich genug, sodass mich jedes Kapitel aufs Neue überrascht hat. Ähnlich wie Teil 2, wo der Großteil zwar auch in Nepal gespielt hat, aber kein Kapitel wie das vorherige war. Und man diese Weitsicht! Oo Zwar hatte Uncharted 1 auch schon Orte in weiter Ferne, die man später bereist hat, aber was hier teilweise möglich war. Echt beindruckend. Schade fand ich hingegen, dass der beworbene Sturm gar nicht so zentral war, wie von mir ausgemalt, klar das Spiel fing damit an, der Wetterumschwung in "Auf See" war realistisch, aber danach hatte ich mir echt was größeres und nachhaltigeres vorgestellt. Wäre aber jammern auf höchstem Niveau.
Sei es, wie es sei. Für mich eine klare 10/10, unglaublich stimmig, abwechslungsreich und liebenswert mit „So geht’s richtig“-Uncharted 2 punktetechnisch gleichauf in meiner Uncharted-Rangliste. Insgesamt tut sich da vom puren Spass eigentlich nicht viel. Hab mit allen Teilen immensen Spass gehabt und gerade durch den Epilog und Nates Aufklärungsgespräch Cassie gegenüber ordentlich Bock, die Reihe nochmal anzugehen. Immerhin warten noch zahlreiche Schätze und eine fast noch unbespielte Uncharted Remaster Fassung auf einen Job im Laufwerk.
Gut gemacht, Naughty Dog.
Hehe, jo stimmt, das durfte ich mittlerweile auch ergründen. Meine Aussage beruhte auch auf "Vom Prolog bis Kapitel 9"-Erkenntnissen und da war der Konflikt der Gründer noch gar kein Thema. Es bliebt auf jeden Fall spannend.